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Beim Eintritt in die Kindertagespflege muss das Kind eine Beziehung zu einer ihm unbekannten Betreuungsperson aufbauen, auch das Zusammensein mit vielen Kindern ist ebenfalls ungewohnt und neu. Die Erfahrungen, die das Kind in dieser ersten Übergangssituation macht, sind prägend für sein weiteres Leben. Deshalb ist eine positive Erfahrung sehr wichtig für das Kind. Dieser Entwicklungsprozess benötigt Zeit. Vor allem auch ein hohes Maß an Empathie und Geduld. Daher sollten die Eltern sich für die Eingewöhnung ca. 6-8 Wochen Zeit nehmen. Die Eltern sind für uns der wichtigste Partner in dieser Phase. Jedes Kind ist individuell, daher passen wir die Eingewöhnung an jedes Kind an. Die Eingewöhnung ist ein Prozess an dem jede beteiligte Person ihre Bedürfnisse, Erwartungen und Wünsche einbringen kann. An Hand des ``Berliner Modells´´ geben wir zwar einen roten Faden vor, jedoch spielen für uns bei der Eingewöhnung die pädagogischen Aspekte Elternbegleitend Bedürfnisorientiert und Abschiedsbetont eine wichtige Rolle.

Berliner Eingewöhnungsmodell

Grundphase

Die/Der  Mutter /Vater kommen gemeinsam mit dem Kind mehrmals (je nach den vereinbarten Betreuungstagen) in der Woche für 1 Stunde in die Kindertagespflegestelle..

In dieser Phase wird Vertrauen geschafft.

Erster Trennungsversuch

Dieser erste Versuch der Trennung findet frühestens nach 4-5 Besuchen der Kindertagespflegestelle statt.

Etwa 15 Minuten nach Ankunft im Gruppenraum verabschiedet sich der Elternteil bewusst vom Kind.

Der Elternteil verlässt die Einrichtung, bleibt jedoch in der Nähe. Dieser Trennungsversuch dauert höchstens 10 Minuten. Ziel dieses 1 Versuches ist es, heraus zu finden wie vertraut die neue Situation für das Kind schon ist. Hier achten wir als Erzieher genau auf die Reaktion des Kindes.

Lässt sich das Kind gut beruhigen und trösten? zeigt es sich erst gar nicht traurig über den Trennungsversuch? Diese Reaktionen geben uns Aufschluss darüber wie wir die Eingewöhnung weiter für das Kind gestalten.

Stabilisierungsphase

Der 1. Trennungsversuch hat gut funktioniert.    

 

Das Kind hat sich beruhigen/trösten lassen oder hat  sich vielleicht sogar schon getraut zu spielen, dann findet die nächsten 3mal eine Trennung von 30 Minuten statt.

Der 1. Trennungsversuch hat nicht funktioniert.  

 

Dann Rudern wir zurück zur Grundphase und erweitern diese noch etwas. Danach findet ein erneuerter Trennungsversuch statt. Erst wenn sich das Kind von der Erzieherin beruhigen/trösten lässt findet ein längerer Trennungsversuch statt.

Die Trennung von 30 Minuten findet mindestens vier Mal statt, dann  wird nach Absprache der Trennungszeitraum gesteigert.

Von 30Minuten auf 1 Stunde dann 1,5 Stunden ,2 Stunden, 3 Stunden ,bis hin zu 4 Stunden Trennungszeitraum.

In diesem steigenden Trennungszeitraum kommen nach und nach immer mehr Schlüsselsituationen  wie Frühstück, Spazieren gehen, Wickeln und Mittagessen dazu.

Das Kind hat so viel Vertrauen aufgebaut, dass es gut ohne Mama/Papa auskommt.

Hier ist es wichtig, dass die Eltern sich an die abgesprochen Zeiten der Trennung halten.

Auch in dieser Phase kann es aus verscheiden Gründen zu einem Rückschritt kommen, das heißt das ein Trennungszeitraum wieder verkürzt werden muss. Zum Beispiel durch längere Abwesenheit des Kindes  bei Krankheit oder Urlaub. Dies wird dann mit den Eltern vor dem verabschieden besprochen.

Sollt es während der Trennung einen Grund geben den Zeitraum kürzen zu müssen, so sollten in dieser Phase die Eltern zu jeder Zeit abrufbar sein und das Kind in kürzester Zeit abholen können.

Schlussphase

Der letzte Schritt in der Eingewöhnung ist der Mittagsschlaf. Dies ist für das Kind eine große Schlüsselsituation.

Diese findet bei uns bewusst erst in der Schlussphase statt. Denn nur ein völlig stabiles, sich wohlfühlendes Kind, das in der Gruppe angekommen ist, und die Erzieherin als neue Bezugsperson akzeptiert hat  lässt sich auf diesen Schritt ein.

Mit dem positiven Verlauf des Mittagsschlafes ist die Eingewöhnung abgeschlossen. In den ersten Tagen bitten wir die Eltern die Kinder direkt nach dem Mittagsschlaf ab zu holen, da oft sich Abholsituation der anderen Kinder  noch etwas schwierig sein kann für das Kind.

 

Elternbegleitend

In dieser für das Kind neuen Situation bilden die Eltern den sicheren Hafen. Sie sind der unablässige Begleiter und Unterstützer in dieser Phase.

Das Kind und die Eltern erleben gemeinsam die Kindertagespflegestelle und den Tagesablauf in der Gruppe. So kann das Kind schonend in die unbekannte Situation hinein wachsen. Dadurch entsteht nicht nur für das Kind eine Vertrauensbasis sondern auch für die Eltern. Dies wirkt sich positiv auf die Eingewöhnung aus.

 

Bezugsorientiert

An Hand unseres Ansatzes des Berliner Eingewöhnungsmodells ist bereits zu erkennen, dass wir Wert auf eine Bedürfnisorientierte Eingewöhnung legen. Das heißt, das Kind bestimmt das Tempo in den einzelnen Phasen. Wir orientierten uns daran, was das Kind benötigt um gut die einzelnen Phasen zu bewältigen. Denn nur so findet ein guter und stabiler Bindungsaufbau statt. Durch das Wahrnehmen der Bedürfnisse des Kindes bieten wir als Erzieher dem Kind Sicherheit und schaffen Vertrauen. Das Kind kann uns somit als ,,neuen zusätzlichen sicheren Hafen`` wahrnehmen und akzeptieren.

 

Abschiedsbetont

Wir bestehen auf einen klaren Abschied. Leises Herausschleichen in einem scheinbar unbemerkten Moment erleichtert dem Kind die Trennung nicht. Eher im Gegenteil, es irritiert. Ein klarer Abschied lässt Strukturen erkennen und gibt stabilisierende Orientierung. Weinen beim Abschied ist eine adäquate Reaktion .Es ist traurig, wenn die Eltern gehen.

Diese Gefühle dürfen wir zulassen. Wichtig danach ist, dass wir das Kind trösten können. Darüber baut sich dann auch eine gute Beziehungsbasis zwischen Kind und Erzieherin auf.

 Sollte das Kind, beim Abschied weinen und sich nicht lösen wollen, sollten die Eltern sich gerne etwas länger Zeit nehmen dafür. Eine hektische und überrumpelte Abgabesituation wirkt sich nie positiv auf die Eingewöhnung aus.

Wichtig beim Verabschieden ist stets die innere Haltung der Eltern zu dieser Situation.

Sind die Eltern bereit los zu lassen, dann ist es oftmals das Kind auch.

Diese Haltung vermittelt  dem Kind die Sicherheit die es in diesem Moment braucht.

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